Klangvolle Erinnerungen
21.05.2024 - Lauterbacher Anzeiger
Klangvolle Erinnerungen
Eröffnung der 50. Lauterbacher Pfingstmusiktage mit Überraschungseffekt
Lauterbach (ditt). Wie sich dasfür ein goldenes Jubiläum gehört, wurden zunächst Sektgläser an die rund 120 Gäste im altehrwürdigen Lauterbacher Lichtspielhaus verteilt, um gemeinsam auf das besondere Jubiläum der Pfingstmusiktage, die längst weit über die Grenzen des Vogelsberges Bekanntheit und Anerkennung erlangt haben, anstoßen zu können.
Jutta Heß als Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Evangelischen Kirchengemeinde Lauterbach sparte sich die Mühe, jeden einzelnen Besucher namentlich zu begrüßen – mit einer Ausnahme: Kirchenmusikerin Karin Sachers, die im Jahre 1974 die Lauterbacher Pfingstfestspiele begründete und bis zu ihrem Ruhestand 2009 künstlerisch geleitet hatte und nun vom Kinosessel aus– ganz bescheiden im Hintergrund – das Geschehen verfolgte.
Und es sollte nicht die einzige Erwähnung an diesem Nachmittag bleiben, denn jeder der Festredner lobte ihr persönliches Engagement, ohne das es diesen alljährlichen musikalischen Höhepunkt in der Kreisstadt nicht gäbe.
Kantorin Claudia Regel hatte 2009 den »Staffelstab« übernommen und den Zyklus der »Lauterbacher Pfingstmusiktage« voller Leidenschaft erfolgreich fortgesetzt. Sie dankte ihrer Vorgängerin mit sehr persönlichen Worten.
Auch Dekanin Dr. Dorette Seibert schwelgte als erste Festrednerin in lebhaften Erinnerungen an ihren ersten Musiktage-Konzertbesuch zu ihrem 10. Geburtstag in den 1970er Jahren. Ehe der zukünftige Landrat des Vogelsbergkreises, Dr. Jens Mischak, zu weiterem Lob ansetzten konnte, präsentierten sich die temperamentvollen Damen des Quartetts »La Finesse« mit ihren Violinen und einem Cello als erstes Zwischenspiel sowohl einfühlsam als auch ausdrucksstark auf der Bühne.
Dr. Jens Mischak erinnerte sich gerne an seine Singstunden bei Karin Sachers. Auch Sachers blickte gerne an diese Zeit zurück und erwiderte: »Der Jens hat eine gute Stimme.«
Bürgermeister Rainer-Hans Vollmüller dankte den beiden verantwortlichen Frauen herzlich für ihr großartiges Engagement und das hohe künstlerische Niveau der Pfingstmusiktage, die mittlerweile sogar weit über die nationalen Grenzen strahlen. Sein Hinweis, dass er dieses Mal keinen Umschlag als Anerkennung überrreichen werde, begründete ermit dem allgemeinen Sicherheitsbedürfnis: »Also lieber überweisen...«, was ihm einige Lacher beschert.
Das nächste spektakuläre Intermezzo der »La Finesse-Ladys« nahm Festredner Tim Brod, Erster Vorsitzender der »Gesellschaft der Freunde und Förderer der Lauterbacher Pfingstmusiktage« , neben seinem Hinweis zur Programmvielfalt und dem Lob für Karin Sachers Leistungen, zum Anlass darauf hinzuweisen, dass alle Gäste, die noch kein Bändchen zum anschließenden Konzert erworben hätten, vor Neid erblassen würden über das, was sie alles versäumten.
Vorhang auf,
Film ab...
Doch der eigentliche Höhepunkt dieses Festaktes zum 50-jährigen Bestehen dieser Konzertreihe stand noch bevor, geheimnisvoll angekündigt von Kantorin Claudia Regel: die aufwaufwendig erarbeitete Filmcollage zu den »Lauterbacher Pfingstmusiktagen«. Nach einem Flug über Lauterbach melden sich darin unzählige ehemalige Teilnehmer und Ensembles des Festivals per Video-Botschaft mit ihren Glückwünschen zu Wort, nicht nur aus vielen deutschen Städten, sondern auch aus Irland, Finnland und den Philippinen.
Ebenso auf diesem Wege lobte Baronin Kathleen Riedesel zu Eisenbach als Schirmherrin die unermüdliche Hingabe und musikalische Leitung von Claudia Regel. Mittendrin zeigte sich in unzähligen Bilddokumenten immer wieder die unglaubliche Vielfalt der Konzerte und die gelebte Völkerverständigung im Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre.
Nach ungefähr 20 Minuten schloss sich der Vorhang wieterten Publikums wollte fast kein Ende nehmen, bis Claudia Regel den genialen Urheber dieser »Reise in die Vergangenheit« offenbarte: Carsten Kern, Schriftführer des Fördervereins, der im Vorfeld zahlreiche ehemalige Akteure der Lauterbacher Pfingstmusiktage angeschrieben und in etlichen Fällen erfolgreich um eine Video-Botschaft gebeten hatte.
Wie viele Stunden er an diesem »Meisterwerk« gearbeitet hatte, verriet er dem interessierten Publikum nicht. Er machte lieber Platz für den Auftritt der feurigen Damen von »La Finesse« als furioser Auftakt des diesjährigen Pfingstfestivals im Jubiläumsjahr.
Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Klangvolle Erinnerungen", 21.05.2024