Experimente mit Entertainment-Faktor
07.06.2017 - Lauterbacher Anzeiger
Experimente mit Entertainment-Faktor
Von Martin G. Günkel
PFINGSTMUSIK Cellist Wolfram Huschke gastiert bei den 45. Lauterbacher Pfingstmusiktagen
LAUTERBACH (mgg). Was da bei den Lauterbacher Pfingstmusiktagen im Rokokosaal des Lauterbacher Hohhauses zeitweise wie eine komplette Rockband
klang, war in Wirklichkeit ein einziges elektrisches Violoncello. Es wurde gespielt von Wolfram Huschke. Der Musiker und Entertainer war nicht zum ersten Mal Gast beim Festival.
Für die lauten Klänge in seinem Programm benutzt Huschke besagtes elektrisches Cello. Dessen Klänge schickt er gerne durch Effektgeräte für elektrische Gitarren hindurch, darunter ein Verzerrer und ein digitales Echogerät. Mit letzterem schichtet er Klänge übereinander, so dass es scheint, als seien mehrere Instrumente im Einsatz. Huschke setzt aber auch auf Kontraste und greift immer wieder zueinem akustischen Cello.
„Von Bach bis Hendrixi “ lautete der Titel seines Programms. Für die beiden genannten Eckpunkte standen ihm durch die beiden Celli alle Klangfarben zur Verfügung. Nicht nur Klänge aus Bachs Cellosuiten waren möglich, sondern das für Hendrix typische Jaulen von dessen verzerrter Stratocaster war ebenfalls wiederzuerkennen.
Beide Musiker miteinander in Verbindung zu bringen, ist nicht allzu überraschend, denn genügend Rockmusiker lieben schon seit Jahrzehnten die Melodien des Thomaskantors. Entscheidend in Huschkes Lauterbacher Konzert war, wie er die Komponenten seiner Musik für vielfältige Klangwelten nutzte und dabei auf einen großen Entertainment-Faktor setzte.
Überaus witzig moderierte Huschke sein Konzert. Dadurch machte er es den Besuchern sicher ein Stückchen leichter, sich auch auf eigentümliche Soundcollagen einzulassen, wie sie gelegentlich in Huschkes Musik vorkamen.
Einmal erklärte er, dass das akustische Cello im Klang schöner sei, während das elektrische kratzig klinge. In der Musik gehe es eben nicht immer nur um die schönen Klänge, deshalb sei das elektrische Cello ebenfalls wichtig für ihn. An dieser Stelle unterbrach er sich. „Scheiß doch der Hund drauf, ich mach’ jetzt Musik!“, rief er – und spielte sein nächstes Stück.
Auf musikalischer Ebene kam sein Humor ebenfalls vor. Wie er einmal in einem temporeichen, sehr rhythmischen Stück zum ersten Satz aus Bachs erster Cellosuite überleitete, brachte viele Konzertbesucher zum Lachen. Die Anspielungen an Bach und Hendrix waren meist subtil, auch wenn viele
von Huschkes musikalischen Effekten bewusst plakativ waren. Beim letzten Stück zitierte er die beiden Musiker allerdings mehrfach direkt. „Johann Sebastian Bach trifft auf Jimi Hendrix beim Herrn, und wir schauen einfach, was sich die beiden zu sagen haben“, so Huschke. Was dann folgte, waren witzig verkettete Zitate unter anderem aus „Purple Haze“ und aus Toccata und Fuge in d-Moll.
Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Experimente mit Entertainment-Faktor", 07.06.2017