Zwischen Opulenz und Zartheit

Lauterbacher Anzeiger: Zwischen Opulenz und Zartheit - 30.04.2016
Geballte Limburger Domsingknaben-Power bringt das Ensemble Rossignol in der Lauterbacher Stadtkirche am Abend des Pfingstsamstags zu Gehör.

Zwischen Opulenz und Zartheit

TRADITION Mit einem Menü aus feinsinniger Zartheit, erdig Handgemachtem und pfingstlicher Opulenz erwarten die 44. Lauterbacher Pfingstmusiktage ihr Publikum

LAUTERBACH - (red). Das Ensemble Noisten eröffnet das Festival am 14. Mai um 17 Uhr und serviert „Curry auf Oliven“ in der Kirche in Wallenrod. Dabei verknüpft das Quartett indische Percussion mit jüdischer Klezmertradition. Jeder Song hat seine eigenen Zutaten, jedes Stück schmeckt anders. „Global Klezmer“ nennen die vier Musiker diese äußerst ungewöhnliche musik-kulinarische Begegnung von Klarinette, Gitarre, Bousuki, Ukulele, Tabla und anderem.

Homogen dagegen der satte Männerchorsound des Ensembles Rossignol, das am 14. Mai um 20 Uhr in der Lauterbacher Stadtkirche zu hören ist. Geballte Limburger Domsingknaben-Power und höchste musikalische Präzision fließen ein in ein breites Repertoire geistlicher wie weltlicher Werke aller Epochen – echtes Können, das dem Chor zuletzt den 1. Preis beim Deutschen Chorwettbewerb 2014 in Weimar brachte.

TonFisch geben beim Familienkonzert den Ton an. Am 15. Mai um 15 Uhr strandet das Tonschiff mitsamt Band und Publikum auf einer einsamen Insel in der Aula der AvH-Schule in Lauterbach. Quirlige Rhythmen, zauberhafte Melodien und jede Menge Gute-Laune-Musik zum Mitsingen erklingen „zwischen Luv und Lee“. Und zwar so lange, bis die Mannschaft wieder stark genug ist, um in See zu stechen und das nächste große Abenteuer zu bestehen.

Ab 16.30 Uhr widmen sich die Pfingstmusiktage dem feinsinnigen Virtuosenspiel: Das Orbis-Duo verzaubert im Hohhaus mit Klängen von Ahorn, Fichte, Palisander, dem himmlischen Glanz der Geige und der irdisch-kräftigen Resonanz der Marimba. Vier Schlägel und ein Bogen wirbeln durch die Luft und erschaffen außergewöhnliche Klangbilder zum Hören und Sehen.

Vom Saulus zum Paulus

Der Sonntagabend gehört ganz dem festlichen Pfingstkonzert um 20 Uhr in der Stadtkirche Lauterbach. Opulent inszeniert wird die Bekehrung des Paulus in Mendelssohn Bartholdys gleichnamigem Oratorium. Der Wandel vom Saulus zum Paulus, seine Christenverfolgung und das Damaskuserlebnis, bei dem Christus dem Verfolger erscheint, prägen den Erzählstrang des ersten Teils. Paulus‘ Arbeit als Missionar und die damit verbundenen Gefahren schildert der zweite Teil. Das Orchester L’arpa festante wartet auf mit historischer Instrumentierung und folgt gemeinsam mit dem festlichen Pfingstchor dem Dirigat des Fuldaer Domkapellmeisters Franz-Peter Huber.

Am Pfingstmontag schlägt um 15 Uhr die Stunde der Weltmusik. Die rhythmisch wie harmonisch überraschenden Arrangements von Värttinä im karelischen Dialekt beschließen das Festival im Posthotel Johannesberg. Schicksal und Urgewalten, Mythos und Fluch, Sehnsucht und Vergänglichkeit – die Themen Värttinäs sind elementar, das Vokabular ist oft derb. Seit über 30 Jahren performen die Finninnen in wechselnder Besetzung. Der kraftvolle Kehlgesang der drei Frauen geht durch Mark und Bein. Die Instrumentierung, allen voran mit der Kantele, einer flügelförmigen Zither aus Karelien, sowie Akkordeon und Flöte, stellt Traditionsbewusstsein und Urtümlichkeit in den Mittelpunkt. Värttinä ist eine Zeitreise in karelische Mythen. Värttinä ist ein Traum.

In zwei musikalischen Gottesdiensten bringen die Chöre der Stadtkirche ihr Repertoire zu Gehör: Das Lauterbacher Vokalensemble singt am Pfingstsonntag um 10 Uhr anspruchsvolle Chorwerke von Bach, Purcell und Gjeilo. Den Gottesdienst am Pfingstmontag um 10 Uhr gestaltet die Lauterbacher Jugendkantorei in Begleitung eines Jazztrios unter anderem mit Stücken von John Rutter.

Karten

Karten für die Pfingstmusiktage sind erhältlich bei den bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter www.adticket.de. Während des Festivals gibt‘s Karten im Infobüro (An der Kirche 3).

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Zwischen Opulenz und Warheit", Link zur Quelle, 30.04.2016

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