"Heißer Auftritt" mit Gesang und Tanz

Krar Collective
Foto: Klaus Scheuer

Das Krar Collective in der Adolf-Spieß-Halle

erschienen bei Lauterbach-Anzeiger am 29.05.2012 

von Martin Krauss - LAUTERBACH. Sogenannte "Weltmusik" gehört seit vielen Jahren zu den Lauterbacher Pfingstmusiktage. Claudia Regel war es diesmal gelungen, eine Band aus einer "Ecke" der Welt zu verpflichten, von der sicher noch nicht viele bei uns Musik gehört haben. Das "Krar Collective" besteht aus den äthiopischen Musikern Genet Asefa (Gesang und Tanz), Robel Tesfaye (Kebro - das ist ein Drumset aus vier Toms - und Gesang) sowie Temesegen Tareken (Krar, Flöte und Gesang). Die drei Exil-Afrikaner boten einen heißen Auftritt, der das Publikum in der recht gut besuchten Spieß-Halle von Beginn an mitriss.

Die Krar ist eine äthiopische Form der Leier, die von Temesegen Tareken mal gezupft, mal wie eine Gitarre geschlagen und mal beides zugleich wurde, was sie einerseits zum Melodieinstrument machte, andererseits aber auch Riffs wie bei einer Rockgitarre beisteuerte. In prächtigen, festlichen Gewändern legte das Krar Collective von Anfang an richtig los. Sie boten durchaus das, was man von afrikanischer Musik erwartet, aber doch in einer ganz speziellen Ausprägung. Die Musik war sehr rhythmusbetont, getrieben vom kraftvollen, treibenden und immer beweglichen Trommel-Sound. Was die Krar dazu melodisch beitrug, mutete hingegen teilweise sogar eher orientalisch an. Die Stücke mit Gesang, wovon immer auch die Texte gehandelt haben mögen, entfalteten eine meditative Kraft und es übertrug sich die immense Spielfreude der Musiker.

Die hatten ihren Spaß, nicht nur im Hinblick auf die Musik. Denn sie verbanden diese mehrfach durch eine Mischung aus Tanz- und Schauspieleinlagen, etwa als Temesegen Tareken wunderschön die Flöte blies, während Genet Asefa demonstrativ den Boden schrubbte und Robel Tesfaye dem Flötist gestenreich vorwarf, dass er hier Musik mache, statt zu arbeiten. Auch erotische Andeutungen auf tänzerischer Art gab es nicht wenige, und so gab es immer viel zu lachen und zu staunen für das Publikum. Und auch zu sehen, denn die anmutige Genet Asefa wechselte fast zu jedem Stück das Kleid und zeigte in den meist farbenfrohen Gewändern, dass Tanzen nicht nur bedeutet, die Beine zu bewegen. Hüften, Schultern, Mimik, alles war intensiv beteiligt.

Dabei war das Konzert musikalisch vielgestaltig. Es gab solistische Einlagen, ruhigere Stücke, ausge-fallene Rhythmuswechsel und stimmartistischen Gesang, letztlich lag das Schwergewicht aber doch auf der musikalischen Aufforderung zum Tanz, der das Publikum, das von Beginn an gut mitging, zum Ende hin tatsächlich zahlreich Folge leistete — hierzulande eher eine Seltenheit. Die Stimmung war so gut, dass die sympathischen und charismatischen Musiker mit Stampfen und rhythmischem Applaus nochmals zu einer Zugabe hervorgerufen wurden. Ein prächtiges Konzert mit Erlebnischarakter, von dem sich viele schon gleich eine Wiederholung wünschten.

Quelle: Printausgabe Lauterbacher Anzeiger, "Heißer Auftritt mit Gesang und Tanz", Link zur Quelle, 29.05.2012

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