Ausnahmetalent ohne Allüren

Miriam Hanika berührt mit ihrem Programm „Wurzeln & Flügel“

Foto: cke

30.05.2023 - Lauterbacher Anzeiger

Ausnahmetalent ohne Allüren

Miriam Hanika berührt mit ihrem Programm „Wurzeln & Flügel“

LAUTERBACH (lil). Beim Samstagabendkonzert der Pfingstmusiktage kam Miriam Hanika zurück zu ihren Wurzeln: in die Lauterbacher Stadtkirche. Denn genau dort hatte sie als Vierjährige im Chor gesungen, hier in Lauterbach begann ihre ungewöhnliche musikalische Reise. Heute spielt die 35-Jährige virtuos Oboe und Englischhorn als Soloinstrument, singt mit zarter Stimme und bewegt ihr Publikum mit ihren poetischen und persönlichen Texten. „Ich widme mich gerne Themen, die man nicht unbedingt im Radio hört“, erzählte sie dem Publikum der Pfingstmusiktage. Für ihren Auftritt hatte Miriam Hanika ein kleines Ensemble im Gepäck, das sie feinfühlig begleitete, nämlich Misha Antonov am Klavier, Elisa von Wallis am Cello und Simon Popp am Schlagzeug.

Miriam Hanika eröffnete das Konzert mit einem reinen Instrumentalstück. Im Laufe des Bühnenprogramms „Wurzeln & Flügel“ spielten Oboe und Englischhorn aber eher eine Nebenrolle. Mehr Raum bekamen Miriam Hanikas Liedtexte und ihre glasklare Stimme – mal begleitet vom Ensemble, mal setzte sich die Musikerin selbst ans Klavier. Ein Höhepunkt des Konzerts war „Dasselbe alte Lied“, ein Anti-Kriegs-Song, der in sekundenschnelle Gänsehaut macht. „Das Lied war eine Auftragsarbeit, ist dann aber ganz wichtig für mich geworden“, kommentierte Miriam Hanika. Dann erzählte Sie von der Corona-Pandemie  und dem Tod ihrer beiden Großväter – einschneidende Ereignisse in ihrem Leben, die sie zu einigen Liedern inspiriert haben. „Manchmal vergesse ich zu leben“ ist eines davon. Der Text ist persönlich, man fühlt ihn tief in sich, er rüttelt einen wach. Miriam Hanikas Musik ist nie oberflächlich. Manchmal hat sie etwas Therapeutisches, oft ist sie melancholisch, ein andermal unbequem. Vor allem dann, wenn Hanika Gesellschaftskritik übt. Eine hitzige Diskussion über die Flüchtlingskrise führte beispielsweise zu dem Lied „Der Astronaut“. „Das Lied spiele ich seit Jahren rauf und runter, weil es an Aktualität nicht verliert“, erzählte sie den Lauterbachern. Auch in „Zahlenkinder“ nimmt sie kein Blatt vor den Mund: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir immer mehr über Zahlen definiert werden.“

Das Schönste an Miriam Hanikas Konzert in Lauterbach war neben ihrem einzigartigen musikalischen Kunstwerk die besondere Nähe zum Publikum. Sie duzte freundschaftlich alle Zuhörenden, zeigte sich frei von Allüren und erzählte persönliche Geschichten aus ihrem Leben. „Miriam, du bist wunderbar!“, rief jemand aus dem Publikum. Und nicht nur dieser Fan kann sich auf Miriam Hanikas nächstes „Heimspiel“ in Lauterbach freuen: Ihr nächstes Album ist bereits fertig aufgenommen und weitere Lieder zum Teil schon geschrieben. Wie schön!

 

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Ausnahmetalent ohne Allüren", 30.05.2023

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