Heiße Rhythmen und verführerische Melodien
MITREISSEND Zengö bot zum Abschluss der Pfingstmusiktage Musik und Tanz aus Ungarn
LAUTERBACH (mgg).
Mit heißen Rhythmen und verführerischen Melodien der ungarischen Bauernmusik gestaltete die Gruppe Zengö in der Aula des Lauterbacher Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums ein starkes Abschlusskonzert der Lauterbacher Pfingstmusiktage. Zwei Musiker der Gruppe sind auch Tänzer, so dass neben der Musik immer wieder auch zu erleben war,wofür die meisten der gespielten Stücke ursprünglich gedacht sind.
Die Gruppe besteht aus Vivien Gráf (Gesang, Bratsche), Agnes Radai (Bratsche, Gesang, Tanz), Márton Tóth (Tanz, Laute, Gesang), Adám Csete (Dudelsack, Flöte, Zither, Gesang), Bálázs Bergics (Bassgeige, Gardon) und Lajos Bergics (Geige,Tambura, Gesang). Mit diesem großen Instrumentarium war für ein breites Klangspektrum gesorgt.
Etliche der gespielten Instrumente sind hierzulande selten zu hören, etwa der Gardon. Das ist ein Instrument, das im Aussehen einer Viola da Gamba ähnelt, dessen tief gestimmte Saiten aber nicht gestrichen, sondern geschlagen werden. Bratsche und Bassgeige hatten lediglich drei statt der üblichen vier Saiten. „Das reicht für unsere Musik“, scherzte Lajos Bergics, der das Konzert moderierte.
In der ungarischen Volksmusik gehen asiatische Melodik und europäische Harmonik eine Verbindung ein. Die Basis sind pulsierende Rhythmen, die im Konzert mit Zengö erheblich dazu beitrugen, dass man sich in den Stücken verlieren konnte. Die meisten Stücke waren flotte Tänze. Ab und zu spielte die Band allerdings auch etwas Langsames, beispielsweise religiöse Volkslieder. Eines davon hatte einen pulsierenden Mittelteil mit einem Geigensolo ’Lajos Bergics’, umrahmt von gesungenen Außenteilen, bei denen die Stimmen mit einem sphärischen Klangteppich unterlegt waren. Zengö verstand es, in diesem Konzert Energie und Tiefe zu vereinen.
Bekanntlich interessierten sich viele Komponisten von Konzertmusik für die Volksmusik, etwa die meisten bekannten Romantiker. Beim ungarischen Komponisten Béla Bartók ging diese Begeisterung soweit, dass er originale Stücke der Volksmusik aufnahm, um sie direkt weiterzuverarbeiten. Auf dem Programm von Zengö stand ein rumänisches Stück, das Bartók auf diese Weise aufgegriffen hat.
Einmal reihte die Band drei Stücke aneinander: Das erste war ein Lied, wie es oft gesungen wird, wenn man am frühen Morgen von einer Feier nach Hause geht. Es folgte ein TanzStück, zu dem Männer um die Wette tanzen, um um Frauen zu werben. Das dritte Stück war ein Csárdás für den Paartanz nach dem Buhlen. Beide Tanz-Stücke führte die Band mit entsprechenden Vorführungen ihrer Tänzer auf, die so temperamentvoll waren wie die Musik selbst. Die Tanzschritte waren stets sehr kraftvoll, und das damit verbundene Stampfen übernahm in der Musik die Funktion von Schlagwerk. „Die Tänze sind nicht nur für die Männer anstrengend, sondern manchmal auch für die Frauen“, so Bergics.
Als der als Abschluss angekündigte Programmpunkt vorbei war und das Publikum herzlich applaudierte, sagte Lajos Bergics in seiner humorvollen Art: „Dankeschön, das ist sehr nett, aber wir sind noch nicht ganz am Ende.“
Als Zugabe folgte eine ausgedehnte Nummer zum Mittanzen. Die beiden Tänzer zeigten dem Publikum, wie es geht, und die meisten Besucher tanzten gerne mit ihnen. Das war wie ein kleines Abschlussfest eines unvergesslichen Festivals.
Quelle: Printausgabe Lauterbacher Anzeiger, "Heiße Rhythmen und verführerische Melodien", Link zur Quelle, 11.06.2014