Weltmusik mitten ins Herz

„Aquabella“ bietet „heimatlose Lieder“ und sorgt für einen unvergesslichen Abend im „Posthotel“

Lauterbacher Anzeiger: Weltmusik mitten ins Herz - 09.06.2022
Foto: König

09.06.2022 - Lauterbacher Anzeiger

Weltmusik mitten ins Herz

„Aquabella“ bietet „heimatlose Lieder“ und sorgt für einen unvergesslichen Abend im „Posthotel“

LAUTERBACH (ruk). Standing Ovations, drei Zugaben und ein Erlebnis, das im Kopf bleibt: Lauterbach feierte 2022 den Abschluss der 48. Pfingstmusiktage im Posthotel  Johannesberg mit Weltmusik a cappella – mit „Aquabella“. Im Genre der Weltmusik vielerorts als „das renommierteste Vokalensemble Deutschlands“ bekannt, waren die Tickets zum  Konzert ausverkauft. Im zweistöckig gefüllten Hauptsaal des Hotels besangen die fünf farbenprächtigen Vokalistinnen lebensfroh Länder und ehemalige Länder aus aller Welt – mit Melodien und einer Bühnenshow, die letztendlich überall zu Hause sein könnte – und vor allem mitten ins Herz traf.

„Können wir es eigentlich noch mit den Pfingstmusiktagen?“, fragte Tim Brod zur Anmoderation ins Publikum und wurde zu „Ja, wir können es noch!“ schon bejubelt – als ob man es  ahnte. Der Titel „Heimatlose Lieder“ ließ Spielraum für Überraschungen und bot diese auch. „So gut habe ich mir das nicht vorgestellt, das hätte ich nicht gedacht!“ attestierte eine  ältere Dame zur Halbzeitpause enthusiastisch und stellte auch treffend fest: „Es ist gar nichts dabei, was irgendwie nicht so gut ist, und sie begeistern jung und alt gleichermaßen! Toll!“.  Das Feedback der Besucher aller Altersklassen zur sympathischen und charmant weiblichen A-Cappella-Gruppe aus Berlin fiel ausgezeichnet aus. Die Adjektive „attraktiv“, „bunt“ und  „lustig“ fielen oft zur musikalisch erstklassigen Gruppe, die auch durch ein Weltbild faszinierte, das dem Wort „heimatlos“ jegliche Negativkonnotation entriss.

Die allesamt erstklassig ausgebildeten Sängerinnen eröffneten mit „Adiemus“ von Karl Jenkins, brachten im Anschluss mit einem taiwanesischen Klatschlied die Menge zum Lachen und  präsentierten mit viel Emotion das bekannte algerische Liebeslied „Aicha“ von Khaled wundervoll fünfstimmig. Somit war nach den ersten drei Titeln schon klar, dass die teils  schauspielerisch ausgebildeten Lehrkräfte mehr als Stimmen im Angebot hatten. Man trat mit wirkungsvoller Mimik und Gestik, vor allem aber Persönlichkeit auf die Bühne, erklärte die  Hintergrundgeschichten sämtlicher Titel und holte das Publikum ab, zu einem weltumspannenden, musikalischen Abenteuer. An die ostfinnische Sprache wagte man sich wie an die  arabische, mit unter anderem spanischen Rhythmen wusste man die Zuschauer zu bewegen und auch schwierige bulgarische Harmonien meisterte man wie selbstverständlich.

Auf der Bühne standen als Mezzo mit Ausbildung in Schauspiel und Gesang die Berliner Kulturmanagerin und Rhythmuspädagogin Bettina Stäbert, die in Alexandertechnik  ausgebildete Sopranstimme Nina Rotner aus Slowenien, die in Südafrika geborene und aufgewachsene Nadja Dehn, die prägnante Mezzostimme Anett Levander, sowie die diplomierte Opern- und Konzertsängerin Maria Thomaschke mit einer beeindruckend tiefen Altstimme. Zusammen waren sie klanglich fließend wandlungsfähig wie Wasser und schön wie schlicht der letzte Part des Bandnamens Aquabella, der nach ein paar Gläsern Wein aus „a cappella“ entstanden sein soll – so die humoristisch adäquate Erklärung der farbenfrohen Formation.

Den Abend folgte nach anderthalb Stunden dem hebräischen Abschlusstitel ein Ende mit Standing Ovations, sowie nach Zurufen anstandslos die erste Zugabe. Im Anschluss an das  georgische Bonuslied wollte man in eigener Sache das „Vater Unser“ darbieten, machte der Verwirrung aber schnell wieder Luft. „Ja, wir werden jetzt das Vater Unser singen, aber wir  wären nicht Aquabella, wenn’s nicht auf Swahili wäre!“, erklärte die Gruppe. Und die gospelartige Feier hätte mit „Baba Yetu“ von Christopher Tin einen krönenden Abschluss finden
können. Aber man setzte mit dem Kanon „Senua De Dende“ aus Ghana noch neue Maßstäbe und brachte mit Anleitung der Bühnenprofis den ganzen Raum zum Singen. Dass alle  mitsangen und dies einwandfrei klappte, schuf für viele sicher eine bleibende Erinnerung.

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Weltmusik mitten ins Herz", 09.06.2022

Zurück