Nach allen Regeln der Kunst

Lauterbacher Anzeiger: Nach allen Regeln der Kunst
Royalen Hochgenuss präsentierten die Protagonisten der 46. Lauterbacher Pfingstmusiktage am Pfingstsonntag in der Stadtkirche. Foto: Buchhammer

23.05.2018 - Lauterbacher Anzeiger

Nach allen Regeln der Kunst

LAUTERBACH - Royaler Hochgenuss in Lauterbach: Mit Händels Krönungswerk "Coronation Anthems" im Gusto mit geistvoll-alternierenden Kompositionen Telemanns präsentierten die Protagonisten der 46. Lauterbacher Pfingstmusiktage am Pfingstsonntag in der Stadtkirche ein Festkonzert der Spitzenklasse. Nach allen Regeln der Kunst lieferten der Chor der Lauterbacher Pfingstmusiktage im Zusammenwirken mit dem Neumeyer Consort und den Solisten Sabine Goetz, Rebekka Stolz, Miriam Hohn, Fabian Kelly sowie Christian Wagner unter dem Dirigat von Professor Felix Koch einen melodischen Klangkosmos von unnachahmlicher Ausdrucksstärke.

"Herzlich Willkommen", freute sich Pfarrerin Dorothea Göbel, gut 450 Konzertgänger in der restlos ausverkauften Kirche begrüßen zu können, bevor ein ganzer Altarraum voller Musiker unter der künstlerischen Vorbereitung von Kirchenmusikerin Claudia Regel für gut zwei Stunden zur Hochform auflief. "Willkommen zu einem Konzert mit Pfingstfeuer und zündenden Stücken. Telemann ist zum Ohrenputzen, Händel kommt demgegenüber gigantisch rüber", legte der dirigierende Professor beim Publikum noch eine Brise Neugierde und Musikfreude nach. Das Eintauchen in die Welt der geistlichen Musik konnte beginnen.

Im feinen Geflecht von pastoraler Leichtigkeit, aufgelockerter Dramatik und beredeter Transparenz von Barockorchester, stimmenstarkem Chor und einer handvoll Solisten steuerten die Musiker durch ihr feines Konzertprogramm mit Werken der beiden "Georges".
Einst von Georg Friedrich Händel komponiert, und gespielt bei der Krönung Georgs II. von England und seiner Gemahlin Caroline im Oktober 1727, erklangen die "Coronation Anthems" im harmonischen Wechselgefüge mit vier geistreichen Stücken Telemanns.

Herrlich, der prächtige Auftakt von "The King shall rejoice", derweil das Anthem Nr. 2 unter dem Titel "Let Thy Hand be Strengthened" einen wunderbar tonalen Kontrast dazu bot. Zu Beginn des zweiten Konzertblockes dann ein betörend zartes "My heart is inditing", gefolgt von einem durchschlagenden "Zadok the priest" zum großen Finale (den meisten Besuchern dürfte dieses Werk als Fußball-Hymne der UEFA Champions League bekannt gewesen sein) - allesamt konnten die Stücke in einem ausdrucksvoll eleganten Gestaltungsvermögen ihre suggestive Wirkung entfalten.

Keineswegs musikalisch nachstehen mussten die konzertanten Intermezzi. Selbstlos behaupteten sich die Motette "Komm, heiliger Geist", wie auch die Kantate "Wer mich liebet, der wird mein Wort halten" in ihrer musikalischen Unvollkommenheit und gaben den geschmeidig lockeren Koloraturen genügend Raum zur Entfaltung. Unentwegte Kraftentfaltung erreichten gleichermaßen der Eingangschor "Der Geist gibt Zeugnis unserm Geist" aus der gleichnamigen Kantate sowie die Kantate zum zweiten Pfingsttag "Schmücket das frohe Fest mit Maien" - einfach hinreißend dargeboten.

Während das Orchester einfühlsam und differenziert die instrumentale Ebene meisterte, vollendeten die Choristen und Solisten die Kompositionen mit einem glanzvollen, warmen Bad aus tief empfundener Musikalität. Unschätzbar kostbar entpuppten sich dabei die Atempausen zwischen den Stücken für jedermann als gute Gelegenheit zum Auffrischen der inneren Konzentration, um auch nur jeden einzelnen Affekt in seiner vollen Bandbreite genießen zu können. Letztlich wusste die Zuhörerschaft die souveränen Leistungen der Musiker zu schätzen und bedankte sich mit Standing Ovations und langanhaltendem Beifallssturm für das fein-ausbalancierte, klangliche Hörerlebnis zum Pfingstfest.

 

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Nach allen Regeln der Kunst"Link zur Quelle, 23.05.2018

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