Fado zu ungewohnter Tageszeit beendet die Lauterbacher Pfingstmusiktage

Lauterbacher Anzeiger: Fado zu ungewohnter Tageszeit beendet die Lauterbacher Pfingstmusiktage
Sina Nossa mit Armindo Ribeiro (Klavier), Ivo Guedes (Gitarre), Anabela Ribeiro (Gesang), Jochen Lauer (Bass), Jorge Rodrigues (Cajon) und André Krengel (Gitarre) (von links). Foto: Scheuer

23.05.2018 - Lauterbacher Anzeiger

Fado zu ungewohnter Tageszeit beendet die Lauterbacher Pfingstmusiktage

Mit der Gruppe Sina Nossa gingen am Montag die diesjährigen Lauterbacher Pfingstmusiktage in entspannter Atmosphäre zu Ende. Sina Nossa bedeutet "unsere Bestimmung", und die Bestimmung der sechs Musiker ist der Fado, der Musikstil, der die portugiesische Kultur verkörpert wie kein anderer. So sieht das auch die Gruppe selbst, denn auch wenn alle Bandmitglieder in Deutschland leben, fühlen sie sich alle emotional mit dem Fado verbunden.

LAUTERBACH - Mit der Gruppe Sina Nossa gingen am Montag die diesjährigen Lauterbacher Pfingstmusiktage in entspannter Atmosphäre zu Ende. Sina Nossa bedeutet "unsere Bestimmung", und die Bestimmung der sechs Musiker ist der Fado, der Musikstil, der die portugiesische Kultur verkörpert wie kein anderer. So sieht das auch die Gruppe selbst, denn auch wenn alle Bandmitglieder in Deutschland leben, fühlen sie sich alle emotional mit dem Fado verbunden.

Portugiesen und Deutsche musizieren ihre Leidenschaft jedoch auch mit dem notwendigen Abstand, ihre Musik mit großer Offenheit zu gestalten und etwa Einflüsse des Jazz, der klassischen Musik oder der Popmusik zuzulassen. Diese Offenheit und Gelassenheit übertrug sich rasch auf das Publikum im voll besetzten Saal des "Johannesberg". Die Sängerin Anabela Ribeiro stand natürlich von Anfang an im Zentrum des Geschehens, eine Rolle, der sie mit ihrer natürlichen Ausstrahlung mit Leichtigkeit gerecht wurde und die es ihr erlaubte, das Zepter auch mal an den Perkussionisten Jorge Rodrigues abzugeben, der als Sänger ebenso überzeugte wie auf dem Cajon. Pianist und Akkordeonist Armindo Ribeiro führte unterhaltsam und informativ durchs Programm, und die beiden Gitarristen André Krengel auf der spanischen und Ivo Guedes auf der portugiesischen Gitarre übertrafen sich an Virtuosität auf ihren charakteristischen Instrumenten.

Interessant zu verfolgen, wie die weit verbreitete spanische Gitarre Assoziationen zum Jazz und der Klassik hervorruft, während die weniger bekannte portugiesische Form mit ihrem schwebenden Klang die virtuosen Läufe noch leichter erscheinen ließ. Bassist Jochen Lauer war in Lauterbach als Vertretung eingesprungen, wovon man im Zusammenspiel der Gruppe nichts bemerkte, außer dass von ihm deutliche Jazzeinflüsse ausgingen.

Überhaupt war es beeindruckend, wie sich Sina Nossa zwischen authentischem Fado und anderen Stilen bewegte, als hänge alles mit allem zusammen, ohne Brüche und Missverständnisse. Der charakteristische Swing eines Django Reinhardt klang ebenso an, wie der Cool Jazz der frühen fünfziger Jahre und die Unbeschwertheit der Popmusik. Vor dem Hintergrund der inneren Verbundenheit der Musiker zu dem,was sie tun, wirkte nichts oberflächlich und unglaubwürdig.

Viel zu schnell verflog die Zeit an Montagnachmittag zu einer für Fadomusiker ungewöhnlichen Tageszeit, wie sie nach dem Konzert eingestanden. Es tat der Stimmung keinen Abbruch, und das Publikum entließ sie nicht ohne Zugaben.

 

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Fado zu ungewohnter Tageszeit beendet die Lauterbacher Pfingstmusiktage"Link zur Quelle, 23.05.2018

Zurück