Die große Versuchung, einmal Oliven mit Curry zu probieren
17.05.2016 - Lauterbacher Anzeiger
Die große Versuchung, einmal Oliven mit Curry zu probieren
PFINGSTMUSIKTAGE Ensemble Noisten spielte ein gelungenes Eröffnungskonzert
WALLENROD - (mgg). Wer noch nie Oliven mit Curry probiert hat, den dürfte das Eröffnungskonzert der 44. Lauterbacher Pfingstmusiktage stark in Versuchung geführt haben. „Curry auf Oliven“ war nämlich der Titel, unter dem das Ensemble Noisten mit seiner ganz eigenen Art von Klezmermusik in der evangelischen Kirche von Wallenrod gastierte.
Die traditionelle jüdische Musik mischen die vier Wuppertaler Musiker mit Einflüssen aus Indien, Griechenland und etlichen anderen Teilen der Welt. Dass derart unterschiedliche musikalische Einflüsse eine überaus harmonische und stimmige Mischung ergeben können, ist ja nichts Neues. Doch es macht immer wieder Freude, wenn das bei Musikern passiert, die unglaublich gut aufeinander hören, die mit Lebendigkeit und Feinsinn Atmosphäre schaffen.
Benannt ist das Ensemble Noisten nach Reinald Noisten, der Klarinette und Bassklarinette spielt. Claus Schmidt spielt zum einen Gitarre, zum anderen die im Klezmer nicht gerade alltägliche griechische Bouzouki. Andreas Kneip spielt meistens Kontrabass und manchmal Ukulele – ebenfalls ein Instrument, das im Klezmer selten ist. Shan Devakuruparan spielt Tabla und andere indische Schlaginstrumente und steuert dadurch weitere Klänge bei, die im Klezmer nicht alltäglich sind, aber erstaunlich gut zu den Stücken der Band passen.
Sonst sind im Klezmer eher Geige, Akkordeon und Gesang vertreten, seit Giora Feidman auch die Klarinette. Auf Gesang verzichtet das Ensemble Noisten. „Scharfer Freylach“ hieß das energetische Eröffnungsstück des Konzerts. „Ein fröhlicher Tanz, mit scharfem Curry gewürzt“, erläuterte Reinald Noisten. Klezmer-typische Melodien der Bassklarinette lagen dabei über dichten Rhythmen der Tablas und den griechischen Klängen der Bouzouki.
Nicht nur aus Indien oder Griechenland kamen stilistische Einflüsse. So trug eines der gespielten Stücke den Titel „Blaue Hora“. Die Hora ist ein jüdischer Tanz, den die Band mit Blues-Shuffle-Rhythmen unterlegte.
Shan Devakuruparan saß im Schneidersitz und bewegte sich kaum, während er seine oft energiegeladenen Rhythmen spielte und somit den Puls der Band schuf. Auf dieser Basis spielten die Musiker mit viel Feinsinn und viel Liebe zum Detail zusammen, warfen einander die Bälle zu. Damit schufen sie viele bunte Klangfarben und viel Atmosphäre. Der Percussionist spielte einmal auch ein großes Solostück, bei dem besonders deutlich wurde, wie er auf seinen Trommeln geradezu melodisch spielte.
Auch der Humor spielte eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür war der Titel eines Stücks von Andreas Kneip: „Gesiebte Oliven“. Noisten hierzu: „Da stellt man sich natürlich die Frage: Kann man Oliven sieben?“ Kneip antwortete scherzhaft: „Mit Gewalt geht alles.“ Wie Noisten erklärte, spielt der Titel eigentlich auf den Sieben-Achtel-Takt des Stücks an, den das Publikum übrigens treffsicher mitklatschte. Auch die anderen Bandmitglieder hatten Kompositionen mitgebracht, die gut in das Programm passten.
Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Die große Versuchung, einmal Oliven mit Curry zu probieren", Link zur Quelle, 17.05.2016