Vom Ofenrohr hin zum Saxophon

Lauterbacher Anzeiger: Vom Ofenrohr hin zum Saxophon - 26.05.2015
Das Pindakaas Saxophon Quartett. Foto: Günkel

Vom Ofenrohr hin zum Saxophon

Von Martin G. Günkel

FAMILIENKONZERT Martin Heim und das Pindakaas Saxophon Quartett spielten „Die Abenteuer des Monsieur Sax“

LAUTERBACH (mgg). Dem Instrumentenbauer und -erfinder Adolphe Sax ging es ähnlich wie vielen Komponisten: Seine Erfindung trat erst nach seinem Tod ihren endgültigen Siegeszug an. Der Belgier lebte im 19. Jahrhundert, das nach ihm benannte Saxophon ist erst seit dem 20. Jahrhundert in der Musik weit verbreitet. Diese Geschichte brachten der Schauspieler und Sänger Martin Heim und das Pindakaas Saxophon Quartett ihren Besuchern beim Familienkonzert der Lauterbacher Pfingstmusiktage in der Aula des Lauterbacher Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums näher.

Das rund einstündige Stück trägt den Titel „Die Abenteuer des Monsieur Sax“. Das Pindakaas Saxophon Quartett besteht aus Marcin Langer (Sopransaxophon), Guido Grospietsch (Altsaxophon), Anja Heix (T enorsaxophon) und Matthias Schröder (Baritonsaxophon).

Martin Heim schlüpft für das Stück in die Rolle eines fiktiven Enkels von Adolphe Sax, der den Kindern und ihren Eltern die Geschichte seines Großvaters erzählt. Demnach schien der 1814 geborene Adolphe Sax ein besonderes Kind zu sein, da er mehrere Unfälle unbeschadet überstand. So trank er einmal versehentlich Instrumentenreiniger in der Instrumentenwerkstatt seines Vaters. Der junge Adolphe erlernte das Klarinettenspiel und fing später in der Werkstatt seines Vaters an. Dort verbesserte er die Mechanik der Klarinette. So ganz gefielen ihm die vorhandenen Blasinstrumente aber doch nicht, wie sein fiktiver Enkel im Stück erklärt. Er wollte ein neues Instrument bauen, das an den warmen, vollen Klang der Klarinette anknüpfte, aber lauter klang. 

Auf witzige Weise illustrierte Martin Heim anhand eines Ofenrohrs und anderer Requisiten, wie der Erfinder seinem Instrument langsam Gestalt verlieh. Um seine Erfindung an den Mann zu bringen, ging Sax nach Paris. Dort passierte zunächst nichts, doch dann wurde der Komponist Hector Belioz auf das Saxophon aufmerksam. In einem Zeitungsartikel äußerte er seine uneingeschränkte Bewunderung. Nun wurde Sax bekannt. Sein Instrument fand zunächst beim Militär Verwendung, weil es besonders laut war. Sax ließ das Instrument, das er in verschiedenen Größen für verschiedene Tonlagen konstruiert hatte, in Serie bauen. Andere Firmen taten das allerdings auch, denn der Erfinder hatte vergessen, das Saxophon patentieren zu lassen. Das führte zu einem Rechtsstreit, den Sax gewann. Wirtschaftlich kam Sax nicht auf die Beine: Mehrfach musste er Konkurs anmelden und starb verarmt im Jahr 1894. Jahre später setzte sich seine Erfindung insbesondere im Jazz durch.

Diese Biographie allein ist schon überaus geeignet für das Theater. Martin Heim verstand es, sie den Kindern durch seine Darstellung besonders anschaulich nahezubringen. Auch die erwachsenen Besucher konnten dabei viel lernen. Mit viel Witz und ohne jemals zu infantil zu werden, spielte Heim seine Rolle. Das Pindakaas Saxophon Quartett hatte zu allen Passagen des Stücks die jeweils passende Musik ausgewählt: Das Spektrum reichte von einem anonymen barocken Tanz über Robert Schumanns „Fröhlichen Landmann“ bis hin zu Kompositionen, die für das Saxophon heute als typisch gelten. Dazu gehörte „Chattanooga Choo Choo“ von Glenn Miller ebenso wie das „Pink Panther“-Thema von Henry Mancini.

Der Untertitel der gelungenen Veranstaltung lautete „Familienkonzert für Kinder ab fünf Jahre und Erwachsene“. Dabei hat sich Lauterbachs Kantorin Claudia Regel etwas gedacht, als sie das Familienkonzert bei den Pfingstmusiktagen einführte. Die diesjährige Auflage ist dem in besonderer Weise gerecht geworden.

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Vom Ofenrohr hin zum Saxophon", Link zur Quelle, 26.05.2015

Lauterbacher Anzeiger: Vom Ofenrohr hin zum Saxophon - 26.05.2015
Martin Heim in der Rolle eines fiktiven
Enkels von Adolphe Sax. Foto: Günkel

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